Ines Blog
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Baustelle Bildung

5 Minuten Lesezeit

Schule - quo vadis?

Ein immer wieder heiß diskutiertes Thema mit unterschiedlichsten Lösungsvorstellungen.

Ausgangslage

Umbauarbeiten notwendig bei laufendem Betrieb. Allerdings ist die Einsicht in die Notwendigkeit des Umbaus sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Photo by Josue Isai Ramos Figueroa on Unsplash

  1. Twitterlehrerzimmer
  2. Devise: Macht mal!
  3. Prinzip: Haben wir schon immer so gemacht! Lasst es so!

Während die erste Gruppe beginnt, zu renovieren, schaut die zweite Gruppe interessiert zu, macht aber Platz und wartet auf den Einsatz - wenn alles fertig ist und läuft. Sicher ist sicher, könnte ja sein, dass es sich nicht wirklich was wird - am BER baut man schließlich schon ewig, ohne dass ein Ende anzusehen ist.

Die 3. Gruppe bringt sich lieber in Sicherheit - hält Abstand. Sie halten nichts von der Renovierung. Ihr Befund: System läuft, Änderungen nicht notwendig.
Baulärm, Beratungen und Unwägbarkeiten würde man am liebsten verhindern. Manchmal gelingt das auch erfolgreich - immer dann, wenn Leute diese Gruppe hierarchische Strukturen besetzen und die Schulleitung repräsentieren.
Manchmal klappt das nicht, dann versucht man sicheres Terrain zu finden: Fachgruppen, die eine Renovierung nicht nötig haben; Kommunikationswege und Hierarchieketten, die schon immer so funktioniert haben.

Aber so einfach ist es nicht. Kategorisierungen sind immer schwierig, Schubladendenken sollte man vermeiden. Dies würde den Beteiligten Potenzial zur Entwicklung absprechen.
Und schließlich liegt in der Gemeinschaft auch die Stärke. Alle Kräfte müssen genutzt, alle Stimmen gehört werden. Es sind die Antreiber der Entwicklung ebenso nötig wie die Bedächtigen, die alles in Frage stellen, um sicher zu stellen, dass die Entwicklung vorangeht und Fehler vermieden werden.

An dieser Stelle kommt meiner Meinung nach der Schulleitung entscheidende Bedeutung zu. Sie managt das Zusammenspiel und lenkt die Richtung, setzt Akzente und bestimmt das Tempo. Für Schulentwicklung, für die Transformation von Schule hin zu einem in der digitalen Welt erfolgreich eingebetteten System, hat Schulleitung die Verantwortung und muss damit auch die Haltung und den Willen mitbringen, diese so wichtige Entwicklung zu begleiten, zu fördern und voranzutreiben.

Und hier möchte ich einen Gedanken aufgreifen, den Jan Vedder in seinem Beitrag Komfortzonenverteidigung" erläutert hat - Lehrer*innen sollten in regelmäßigen Abständen (7 - 10 Jahre) die Schule wechseln.

Ich verstehe die Forderung, habe selbst mal gedacht, das sei die Lösung. Aber so einfach ist das eben auch nicht.
Der Fehler wird darin gesehen, die Komfortzone nicht zu verlassen, es sich gemütlich einzurichten und sich langsam aber sicher in Richtung 3. Gruppe zu bewegen.

Gründe, die dagegen sprechen

  1. Entwicklung ist nicht an Jahre gebunden und vorhersehbar. Sie kann eintreten, aber auch nicht - eher oder später.
  2. Mit einem Wechselzwang baut man unter Umständen eine Gegenhaltung, eine Verweigerungshaltung auf. Aber gerade die Einstellung, die Bereitschaft zur Entwicklung bedarf einer intrinsischen Motivation.
  3. Bei einem Wechsel - wer entscheidet über die neue Schule? Macht per se eine neue Zusammenstellung, ein neuer Mix von Kolleg*innen alles besser?

Alternative

Ich sehe die größte Chancen in der Vernetzung und in Strukturveränderungen.

1. Vernetzung:

Schulen, besonders Schulleitungen, sollten zusammenarbeiten, sollten den Austausch sichern. So lassen sich gemeinsam Ideen entwickeln, kann auf Bewährtem aufgebaut werden und Schwierigkeiten zeitig identifiziert werden.

2. Struktur:

Wenn wir Lösungen für Probleme im Bildungsbereich suchen, denken wir in den gegebenen Strukturen.
Diese Strukturen, für eine Bildung im Industriezeitalter unter den Bedingungen der Gutenberg-Galaxis entwickelt, müssen den neuen Entwicklungen angepasst werden:

Dass die Bildungsinhalte sich ändern müssen (bitte nicht nur oben drauf packen und erweitern) ist allen schon länger klar, aber offensichtlich fehlt es an der Umsetzung. Dafür sind meiner Meinung nach vor allem die veralteten Strukturen verantwortlich, die ein hierarchisches Verlangsamen und Bremsen der Entwicklung verursachen.
Was zu dieser strikt horizontal ausgerichteten Hierarchie fehlt, ist eine vertikale Vernetzung der einzelnen Bildungseinrichtungen. Damit verbunden muss ein Zuwachs an Entscheidungsfreiheit für die einzelne Schule sein.

Wird eine Schulkultur etabliert, die auf die Einbindung aller an Bildung Beteiligten aufbaut, kann Entwicklung gelingen. Alle Stimmen - Lehrerinnen, Schülerinnen, Eltern, außerschulisch Beteiligte - bringen ein Gesamtbild der Gesellschaft ein und lassen Schule nicht als eingekapselten Fremdkörper erscheinen, der Entwicklungen ignoriert und einfach so weitermacht wie bisher. Im Gegenteil, durch die Aussensicht und Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren wird auch die Sichtweise eine multiperspektivische und Prioritäten lassen sich leichter abwägen und setzen.

Wenn genug Input von außen vorhanden ist, wird ein (Zwangs)Wechsel nicht nötig sein.

Anderseits weiß ich um die motivierende Wirkung eines Wechsels - habe ich selbst durch.
Aber dies waren gewollte Wechsel. Ich hatte mich entschieden, war bereit für den Wechsel, wollte etwas Neues. Für mich ist diese Haltung eine entscheidende, um aus der Veränderung eine Vorwärtsbewegung zu erreichen.

Schule ist im Moment ein in sich zu sehr geschlossenes System. In der Öffnung liegt eine große Chance für Weiterentwicklung. Weiterentwicklung, die geleistet werden MUSS, ansonsten implodiert das System, wie ich das gern nenne.
“Gewünschte“ Wechsel sollten leichter möglich sein, als sie es heute noch (aus bürokratischen Gründen) sind. Denn sie können ein Motor der Entwicklung sein.

Veränderung ist nicht mit Personalaustausch allein zu erreichen.

Wir müssen ran ans System!😉