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Kollaboratives Schreiben - Arbeit am Ausdruck

3 Minuten Lesezeit

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Es gibt Lieblingsthemen nicht nur für SchülerInnen , sondern auch für LehrerInnen. Der eine liebt Dramen, der nächste Gedichte und ein anderer mag die mathematische Struktur der Grammatik. Für die meisten SchülerInnen und LehrerInnen ist die Arbeit an der Verbesserung des Ausdrucks ein eher ungeliebtes Thema. Oft ist man auf der Suche nach geeigneten Methoden, die die SchülerInnen auch zur bewussten und aktiven Auseinandersetzung mit Ausdruck anregen. Ich möchte hier an einem Beispiel zeigen, wie ich in der Kursstufe (Vorbereitung auf bevorstehend Klausuren) vorgegangen bin.

Ich habe den Eindruck, dass die Schulung des Sprachgefühls ein recht schwieriger Prozess ist. SchülerInnen erwarten oft eine einfache Kategorisierung ihres Ausdrucks in richtig und falsch und sind enttäuscht, wenn die Verbesserung von Satzstrukturen oder Wortgruppen sich als ein mühseliger Prozess gestaltet, bei dem meist eine Umstellung auch noch weitere Veränderungen nach sich zieht.

Fehlerschwerpunkte sind sehr oft Einleitung und Schluss eines Aufsatzes sowie die "Gelenkstellen" zwischen den Gliederungspunkten des Aufsatzes. Da Ausdruck am besten im Austausch bearbeitet und verbessert wird, habe ich diese Phase kollaborativ gestaltet. In der Diskussion der S*S, dem "Kampf" um Formulierungen, konnte ich den größten Lernzuwachs erkennen - bedingt durch ständiges Peer-Feedback.

Die Phasen der Arbeit am Ausdruck schlossen sich an die jeweilige inhaltliche Erarbeitung an.

1. Variante

Ich habe ein Word-Dokument erstellt, in dem die Aufgabenstellung (Sachtexterörterung) einschließlich der Gliederungspunkte als Teilüberschriften enthalten waren. Dieses Dokument habe ich entsprechend der Anzahl der SuS (Partnerarbeit) vervielfältigt und über One Drive und Cloudschool zur Verfügung gestellt. Immer 2 S*S haben kollaborativ ein Dokument bearbeitet und zu den entsprechenden Gliederungspunkten kurze Texte verfasst. Durch das gleichzeitige Bearbeiten wurde Korrektur gelesen, Fehler besprochen und verbessert. Meist haben sich die Partner die Gliederungspunkte zur Bearbeitung im ersten Schritt aufgeteilt und dann jeweils beim anderen Korrektur gelesen und Verbesserungen diskutiert.

Waren alle Punkte ausformuliert, wurden die Teilüberschriften gelöscht. Damit erschien nun der zusammenhängende Text. Die SuS merkten, dass die einzelnen Teile jeweils an den "Kontaktstellen" sprachlich bearbeitet werden mussten, um einen Fließtext ohne inhaltliche Brüche zu erhalten.

Feedback der SuS: Arbeit hat Spaß gemacht, digitales Schreiben ist ein einfacherer Arbeitsprozess als analog (leichtere Korrektur, copy & paste, auch von zu Hause aus kollaborativ bearbeitbar), Gliederung schreiben ist wichtig - habe ich bis jetzt meist ignoriert und bin nach Gefühl vorgegangen

2. Variante

Nach der Behandlung eines epischen Werkes soll in Vorbereitung der Klausur noch einmal das Strukturieren und Formulieren geübt werden. Die Textauszüge zum behandelten Werk liegen allen SuS  vor. Der Inhalt ist bekannt und stellt keine Schwierigkeit dar. Allerdings fällt es vielen SuS nicht leicht, ihr Wissen entsprechend der Aufgabenstellung zu sortieren, strukturieren und zusammenhängend zu formulieren. Als Einstieg in diese Arbeitsphase hat die Klasse gemeinsam entsprechend der Aufgabenstellung die Einleitung formuliert - ein Schüler an der Tafel, alle anderen SuS haben die Formulierungen vorgeschlagen, diskutiert, verworfen, geändert.

Damit auch im nächsten Schritt der Austausch untereinander erfolgen kann, aber auch verschiedene Produkte zum Vergleich bereitstehen, wurde die Klasse in 3 Gruppen geteilt. Jede Gruppe hat innerhalb der vorgegebenen Zeit auf einem A3-Blatt Folgendes zu erstellen:

ausformulierte Einleitung
Gliederung des Interpretationsaufsatzes
zu jedem Gliederungspunkt - Inhaltsangabe (Stichpunkte, Cluster, ...)
zu jedem Gliederungspunkt - die ersten 3-5 Sätze ausformuliert
ausformulierter Schluss

Am Ende steht die Auswertung und Besprechung im Plenum.
In der Erarbeitungsphase konnte ich beobachten, wie Gliederungspunkte, deren präzise Formulierung und Reihenfolge im Text diskutiert wurden.

Präsentation und Auswertung müssen noch erfolgen.

Mein Fazit bis jetzt: Kollaboratives Schreiben ist für Arbeit am Ausdruck sehr zu empfehlen. Schreibprozesse sind, gerade unter den Bedingungen der Digitalisierung, als wirkliche Er- und Bearbeitung im Kommunikationsprozess mit anderen gestaltbar und ein großer Gewinn für S*S.