Netzwerke sind die heutige Lernstruktur
03.12.2019 4 Minuten LesezeitGenauer nachgefragt:
Und nun ausführlicher geantwortet:
Netzwerke als neue Struktur im Bildungsbereich zu sehen, resultiert aus meiner eigenen Erfahrung als Lernerin und Lehrerin.
Mit Twitter hat sich für mich gezeigt, dass ich Verbindungen suchen und pflegen muss, um mein eigenes Lernen weiterzugestalten.
Im Moment arbeite ich am Zentrum für Lehrer:innenbildung und zwar nicht in der Lehre. Meine Aufgabe ist es, Netzwerkstrukturen aufzubauen - in meinem Fall zwischen den verschiedenen Phasen der Lehrer:innenbildung.
Ziel
Kommunikation zwischen den einzelnen Phasen ist schwierig, wenig vorhanden und wird durch nicht-kompatible Plattformen erschwert.
Andererseits ist es wichtig, dass sich gerade die Akteure aus den drei Bereichen Lehramtsstudium, Studienseminare und Schule abstimmen. Die Phasen der Lehrer:innenbildung sind aufeinander aufbauend, also muss, um ein konstruktives Arbeiten möglich zu machen, eine Abstimmung erfolgen. Der eine muss wissen, was der andere benötigt und tut.
Deshalb ist die Entwicklung von Netzwerkkompetenz entscheidend.
In Netzwerken arbeiten kann man sicher theoretisch erklären, aber hier hilft wirklich nur machen.
Netzwerke sollen:
- Ressourcen und Fähigkeiten der Teilgeber bündeln,
- im Zusammenspiel aller Akteure ermöglichen, mehr zu erreichen als allein,
- Wissen und Erfahrung zugänglich machen
- konstruktiv zusammenarbeiten
Die Stärke von Netzwerken liegt im Austausch.
Informationen stehen zur Verfügung, Ansprechpartner und damit Hilfe kann angefragt werden. Erfahrungen werden geteilt.
Und auch dieser Aspekt sollte nicht unterschätzt werden. Das Bereitstellen der eigenen Erkenntnisse gehört mit zum eigenen Lernprozess dazu - ist quasi der Evaluationsschritt.
Netzwerken heißt kommunizieren.
Um diese Kommunikation zu etablieren und voranzubringen und darüber hinaus im besten Fall noch kollaborative Projekte anzustoßen und zu begleiten, habe ich zwei Projekten angeschoben:
Netzwerk zwischen Schule, Studienseminaren und universitärer Lehrerbildung
Hier findet in jedem Schulhalbjahr ein Treffen statt, zu dem Vertreter der drei Bereiche eingeladen sind. Die Treffen haben jeweils einen thematischen Schwerpunkt und sollen vor allem dem Austausch über digitale Lehr-Lernkonzepte dienen. Darüberhinaus soll das Netzwerk auch bei kleineren Projekten hilfreich sein, z. B. der Kooperation zwischen einer Schule und einer Fachdidaktik.
Projekt ist erst als Pilot gestartet und soll nächstes Jahr etabliert werden.
Das Feedback der Teilnehmer ist sehr positiv. Allerdings ist die Teilnahme beim Pilot erstmal reduziert. Für Schulen werden solche Veranstaltungen meist als zusätzliche Belastung wahrgenommen. Da hoffe ich, mit den Ergebnissen des Piltotdurchlaufs den berühmten "Mehrwert" zu zeigen. 😉
Projekt Lehramsstudierende + Berufseinsteiger
Dieses Projekt habe ich mit der Absicht initiiert, um beide genannten Gruppen zu vernetzen.
Lehramtsstudierende übernehmen für eine kurze Zeit den Unterricht von Berufseinsteigern, die wiederum in dieser Zeit die für sie geplanten Fortbildungsveranstaltungen besuchen können. Mein Idee: kein Stundenausfall für die Schule und inhaltlicher Schwerpunkt - didaktische Reflexion des Einsatzes digitaler Tools für beide Teilnehmergruppen. Studierende werden in einem Zertifikatskurs (ICM) vorbereitet. Das Material ist auch den Berufseinsteigern zugänglich.
Weitere Ideen warten noch auf Umsetzung.
Problemen bei der Etablierung und Fortführung von Netzwerkstrukturen:
- Es ist von Interesse, Engagement der Beteiligten abhängig.
- Organisation von solchen Netzwerken trifft auf alte Strukturen, die oft hinderlich sind.
- Phasenübergreifende Kommunikationskanäle müssen erst gesucht oder geschaffen werden.
- Netzwerkslebenszeit hängt von den Beteiligten ab.
- Netzwerksvergrößerung stellt neue Anforderungen, verbunden mit neuen Problemen.
- Netzwerkarbeit ist immer von Personen abhängig, die das Netzwerk tragen.
Meine Hoffnung:
- Beteiligte erkennen den persönlichen Nutzen für ihre eigene Arbeit und ihr persönliches Lernen.
- Teilnehmer an den Netzwerken werden zu eigenen Netzwerkknoten.
- Erkenntnis, dass die Phasen der Lehrer:innenbildung besser miteinander verzahnt werden müssen (von einer anderen Struktur wage ich gar nicht zu reden)
- Erkenntnis für die Netzwerker, dass alle Phasen voneinander lernen können und sich gegenseitig stützen
- Es soll deutlich werden, dass die Theorie im Studium nicht einfach abgehakt werden kann und mit dem Referendariat oder mit der beruflichen Tätigkeit nicht ein völlig neuer Abschnitt beginnt, der mit dem Studium nichts zu tun hat. (Oft gehört aber so falsch: Jetzt in der Schule lerne ich erst richtig, was es bedeutet zu unterrichten.)
Deshalb auch über die Arbeit hinaus:
@bildungspunks
"#Beo"
"#nt2t"
Und zuletzt noch einmal Dankeschön für die Frage an @tho_pud