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Digitale Transformation ist eine Haltungsfrage

5 Minuten Lesezeit

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Nach jeder Menge Input , vielen Anregungen und neuen Leuten fühlt man sich wieder neu motiviert. Das Gedankenkarussell beginnt zu kreisen und der Fokus wird geschärft oder anders formuliert: man beginnt, sich die Prioritäten nochmals bewusst zu machen. Denn die gehen oft im Alltag unter, schwächen sich ab. Hier also das, was mir heute auf der Rückreise vom #uedu in Kaiserslautern so durch den Kopf ging.

Das Wichtigste an der digitalen Transformation, das, was sie definiert und was ihr schließlich zum Erfolg verhelfen wird, ist Konnektivismus. Zu begreifen, dass es nicht um den Einzelnen geht, dass Weiterentwicklung auch nicht allein geht, ist entscheidend. Erfolge können nur in Gemeinschaft, im Netzwerk, erreicht werden. Dies wiederum setzt eine agile Arbeitsweise voraus.

Das ist ein neues gesellschaftliches Grund- und Bildungsverständnis. Teile der jungen Generation haben das begriffen - zu sehen am Bewusstsein im Umgang mit Ressourcen, Natur und Umwelt. Den Fokus auf die Sustainable Goals legen und sie verstehen, sie zum zentralen Punkt beim Leben und Arbeiten machen, um den sich alle anderen Sachen gruppieren müssen, zeigt dieses neue und wichtige Verantwortungsbewusstsein. Hier liegt auch der Schlüssel zu einem neuen Bildungsverständnis - in allen Bereichen.
In der Schule darf es nicht nur darum gehen, die SDGs zum Inhalt zu machen, sondern es muss Haltung, Ziel und Kennzeichen des Lernprozesses sein - erkennen und verstehen, dass ich meinen Unterricht, meine Lernenden auf ein Leben vorbereiten muss, das Perspektiven, Ziele, Erfüllung hat. Als Lehrender muss ich ihnen aufzeigen, dass sie in einem Netzwerk, in dem sie lernen, arbeiten und sich entwickeln, am besten auf alle Herausforderungen vorbereitet sind und sich ihnen stellen können.

Netzwerk bedeutet vernetztes Arbeiten und Leben. Grenzen verschwimmen. Beruflich und Privat. Immer schwerer zu trennen - da Arbeit und Lernen durch die digitale Transformation zunehmend orts- und zeitunabhängiger wird.
Als Teilnehmer an einem solchen Netzwerk, besser noch als Netzwerkknoten, kann ich selbst steuern, wann, wo und inwieweit ich mich beteilige, wann ich Zeit zur Selbstreflexion, zum Ausspannen und Erholen brauche, und wann ich mich 110% in die Arbeit stürze.

Was bedeutet das für Bildung?

Netzwerk

Wenn wir von dieser Haltung ausgehen, bildet die Lerngemeinschaft ein Netzwerk, das gemeinsam lernt. Und hier haben wir schon den ersten wichtigen Unterschied - alle sind Lernende.
Die, die zu Beginn die Netzwerkknoten bilden, geben ihre Mehr an Wissen nicht weiter, sondern stellen es zur Verfügung, teilen es (OER).
Hier zeigt sich die veränderte Einstellung: Weitergeben impliziert einen Wissenstransfer von einer wissensbesitzenden Person zu einer, die weniger Wissen besitzt. Diese hierarchische Einstellung spiegelt den Nürnberger Trichter wider - der Lehrer, als derjenige, der das Wissensmonopol inne hat, füllt sein Wissen in den Kopf des ihm unterlegenen Lernenden, der dieses Wissen hört/liest und übernimmt. Dass dieser Prozess so nicht funktioniert, maximal zum erfolgreichen "Bulimielernen" führt, ist nachvollziehbar. Nachhaltiges, anwendungsbereites Wissen wird so nicht erzeugt.
Beziehung ist der Schlüssel zum Erfolg. Dies ist jedem in Bezug auf Privatleben und Arbeit klar. Warum sollte es in Bildung anders sein? Gerade hier ist gegenseitiges Vertrauen Grundvoraussetzung.

Wissen ist in Zeiten der Informationsgesellschaft eine Ressource, die für alle zur Verfügung stehen sollte und so von allen genutzt werden kann. Am besten als OER (Open Educational Ressource), Open Access, ... Ein freier Zugang zu den Materialien, Quellen, die Möglichkeit, mit ihnen zu arbeiten - sie an die erforderlichen Bedingungen und Ansprüche anzupassen, muss gegeben sein und sollte selbstverständlich sein. Hier ist das Netz gefragt - Schulbücher im herkömmlichen Sinne sind zu starr und an fest strukturierte Rahmen gebunden, so dass sie für offene, lernende Netzwerke wenig geeignet sind.

Grenzen und Hierarchien lösen sich auf.

Sowohl räumlich wie auch zeitlich wird es fließende Strukturen geben müssen, die vom Netzwerk und seinen Bedürfnissen bestimmt werden. Vorgegebene zeitliche Taktungen, Methoden, Räume, Mitarbeiter, ...? Dies funktioniert nur als Angebot, aus denen je nach Bedarf ausgewählt wird oder etwas Neues integriert, vielleicht so gar generiert wird.

Änderungen

Keine starren Klassenstrukturen nach Alter - flexible Lerngruppen, die sich nach Themen, Interessen, Bedarfe immer wieder neu finden und verändern. Eine agile Arbeitsweise ist notwenig, sozusagen design thinking als Arbeitsoberfläche.

Kein starres zeitliches Korsett von Stundentaktungen - Projekte erfordern intensive Arbeitsphasen in Gruppen; Zeit um auch allein über ein Problem nachzudenken, zu recherchieren.

Nicht fest an einen Raum oder Ort gebunden. Kollaboration muss nicht als Präsenzphase stattfinden. Digitale Werkzeuge ermöglichen eine Zusammenarbeit in neuer, flexibler Weise. Trotz dieser Möglichkeiten werden die Präsenzveranstaltungen nicht überflüssig, sondern wertvoller. Sie erreichen einen anderen Status - die digitale Zusammenarbeit ist effektiv und flexibel. Aber ein face-to-face-meeting bringt die persönliche Komponente, die für eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit notwendig ist.

Inhalte - Projekte

Bestehende inhaltliche Vorgaben sind heute noch starr formuliert und aufgeteilt nach Schuljahren und Klassenstufen. Projektlernen, orientiert an den SDG, kann dies ersetzen. Inhalte, Methoden, Wege - von den Teammitgliedern zu erarbeiten, zu reflektieren, anzupassen und weiterzuentwickeln - werden so flexibel.

Fazit

Es finden sich bis jetzt wenig Aussagen zu digitalen Tools oder zur Digitalisierung. Eigentlich nicht verwunderlich. Denn die Buzzwords "digitale Bildung" oder "digitale Medien" sind eben nur dies BUZZWORDS.
Bildung ist Bildung - es kommen neue Entwicklungen, neue didaktische Möglichkeiten, neue Wege und Werkzeuge hinzu, die den Spielraum von Bildung erweitern. Diesen gilt es zu erkunden und zu nutzen.

Medien sind Medien - da sind Tablet, Laptop, Beamer auch nichts anderes als mediale Werkzeuge wie Stift und Papier. Es erweitern sich nur die Möglichkeiten. Über Einsatz und Verwendung entscheidet der Einzelne bzw. das Team je nach Anforderungen.

Was digitale Transformation im Bildungsbereich bewirkt, ist nichts anderes als das, was es für andere Bereiche der Gesellschaft auch bedeutet

Digitale Transformation ist eine Haltungsfrage.