Hagener Manifest
03.10.2020 3 Minuten LesezeitBei den Links handelt es sich um externe Links.
Lernen neu denken. Das Hagener Manifest zu New Learning.
Wie wollen, wie können, wie müssen wir zukünftig lernen? - Die Fernuni Hagen als Initiatorin des Hagener Manifests stellt die richtige Frage und zieht folgendes Fazit:
"Unsere Vorstellung vom Lernen, unser Lernbegriff muss sich wandeln.
Wir halten es deshalb für überfällig, ein grundlegend neues Verständnis vom Lernen zu entwickeln.“
In 12 Thesen ist festgehalten, was #NewLearning ausmacht. Ausführlich HIER nachzulesen.
Die Kultur der Digitalität durchzieht alle Bereiche der Gesellschaft und erfordert, sich mit den daraus resultierenden neuen Herausforderungen, auseinanderzusetzen. Die Fragen nicht nur der Auswirkungen von Algorithmizität, Referentialität und Gemeinschaftlichkeit (vgl. Stalder 2016), sondern auch des Umgangs mit diesen neuen Strukturen sind besonders im Bildungsbereich mit seinem zukunftsweisenden Charakter von zentraler Bedeutung.
Ich hatte das Privileg mitwirken zu dürfen und möchte an dieser Stelle mein Statement, das auf den Bereich der Lehrer:innenbildung fokussiert, teilen:
Demografischer Wandel, Globalisierung und Digitalisierung beeinflussen die Gesellschaft in allen Bereichen schon seit den 1990ern. Da Wirtschaft agiler reagiert als der BiIldungsbereich, etablierte sich der Begriff New Work, von dem New Learning abgeleitet ist, früher. New Work lenkt den Fokus unter anderem auf Führungsstil, Arbeitszeitmodelle und Arbeitsformen. Diese mussten der Agilität und Diversität unter den Bedingungen der Digitalität angepasst werden. So wie die technologische Entwicklung für die Arbeitswelt 4.0 neue Räume für Kollaboration und Anreize eröffnete, so ist dies auch für Bildungsprozesse möglich. Potentiale müssen erkannt und genutzt werden, dies wird momentan im Bildungsbereich, speziell in der Lehrer:innenbildung, von strukturellen Barrieren behindert. Die dreiphasige Lehrer:innenbildung (Studium, Referendariat, berufliche Tätigkeit) krankt weniger an der Gliederung der Phasen als an deren fehlender Kommunikation und Abstimmung untereinander. Von der Theorie zur Praxis mit einer begleiteten Übergangsphase ist ein durchdachtes Konzept, das aber an hierarchischen Strukturen scheitert, die eine notwendige Kollaboration und Verzahnung sowie die dringend notwendigen Anpassungen an die Kultur der Digitalität verhindern. Politische Entscheidungsträger tun so, als könnten sie die digitale Transformation aussitzen und die Veränderungen ignorieren. Wandel in der Bildung erfordert eine neue, agilere und flachere Struktur, deren Basis ein Growth Mindset ist.
8-Punkte-Vorschlag für eine zukunftsorientierte Lehrer:innenbildung:
- Neugliederung des Studiums in Anlehnung an Medizinstudium (Vorclasses, Classes, praktisches Jahr)
- curriculare Verankerung digitalisierungsbezogener Kompetenzen in allen Bereichen des Studiums
- fächerübergreifende Ausbildung, die auf New School vorbereitet (keine Fächer, keine Klassen, keine Noten)
- für mehr Bildungsgerechtigkeit keine schulformbezogene Ausbildung, sondern alters- bzw. anforderungsgemäß - Orientierung erst nach der 2. Phase (siehe 1.)
- Stärkung des Mentoring im Referendariat gegenüber Studienseminaren, die als Blended Learning mit Coaching-Funktion unterstützen
- phasenübergreifendes ePortfolio - ersetzt im Referendariat die Benotung und dient als Bewerbungsgrundlage
- Unterrichtsverpflichtung senken, um einen Teil, der u.a.für Fortbildung, kollaborative Vorbereitung, Team Teaching, Projektbegleitung eingesetzt wird
- 5jährige Berufseingangsphase - weniger verpflichtende Unterrichtsstunden, mehr Coaching und Fortbildung
Hier die Möglichkeit, das Hagener Manifest zu unterzeichnen: Link zum Unterzeichnen
Stalder, F. (2016). Kultur der Digitalität. Berlin: Suhrkamp.