Digitale Arbeitsweise an Schule
09.10.2022 3 Minuten LesezeitDigitale Arbeitsweise in der Schule - Warum?
Diese Frage wird häufig gestellt.
Es geht doch auch analog - wie bisher. Warum etwas ändern?
Warum digitale Tools einsetzen? Das kann ich auch mit Stift und Heft bzw. Buch machen?
Argumentiert wird meist
- mit dem Lebensweltbezug der Schüler:innen;
- mit der Realität, die in der Schule thematisiert werden sollte;
- mit der Vorbereitung der Schüler:innen auf das Leben.
Meiner Meinung nach überzeugen diese allgemeinen Aussagen nicht wirklich. Dies ist auch ein Problem, das wir mit allgemeinen Angeboten zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht haben.
Dabei ist klar:
Digitale Medien werden nicht zum Selbstzweck eingesetzt - weder privat, noch in der Bildung.
Hier einige Beispiele:
Ich verwende meine Bank-App, um mir Wege zu ersparen und Termine bei den Überweisungen einzuhalten.
Ich nutze meinen Kindle, um Bücher leicht und unkompliziert auf Reisen mitzunehmen, um Textstellen zu markieren und diese in einer anderen App (Readwise) zusammenzufassen und durchsuchen zu können.
Ich setze meine digitales Notizbuch Evernote für alle Formate und bei allen Gelegenheiten ein, um Aufzuzeichnen oder Gedanken zu sichern. Gerade zurück von einer kurzen Laufrunde, kann ic jetzt auf Gedanken zugreifen, die ich beim Laufen per Sache hinterlegt habe.
Workflow - nicht analog vs. digital, sondern arbeiten in der Digitalität
Einige Teile dieser Workflows lassen sich natürlich wie bisher (analog) durchführen - sind aber langwieriger und mit größerem Aufwand (Wege, Gewicht, Vorplanungen) verbunden.
Andere Teile dieser Workflows sind erst durch digitale Tools möglich.
Und genau diese Möglichkeiten haben unser Arbeiten, unser Denken und Lernen verändert. Es sind kulturelle Praktiken entstanden, die ohne digitale Technik nicht durchführbar wäre, die aber eben über ein einfaches Ersetzen von analogen Arbeitsabläufen hinausgeht.
Es ist eine Kultur der Digitalität entstanden, die wir häufig schon nicht mehr wahrnehmen. Sie ist für uns zur Selbstverständlichkeit geworden.
Aus diesem Grund erschient es - vielleicht nicht nur mir - so absurd, dass diese mittlerweile selbstverständliche Arbeiten gerade im schulischen Kontext oft noch einer Rechtfertigung bedürfen.
Und für den Schulkontext kann auch schlecht mit diesen allgemeinen Aussagen überzeugend argumentiert werden. Hier sind die einzelnen Fachdidaktiken gefragt, die zeigen sollten, wie jetzt im 21. Jahrhundert in ihrem jeweiligen fachlichen Kontext gearbeitet wird.
Beispiel Fach Deutsch:
Schreibprozesse haben sich verändert und sind gerade im Begriff eine weitere radikaler Änderung durch den Einsatz von KI zu erfahren.
Copy & Paste sollte heute eine Selbstverständlichkeit sein, genau wie Quellenangaben verlinken oder auch Texte als Gruppe kollaborativ zu erstellen oder mit audio-visuellen Inhalten anzureichern, Blogs für den Unterricht nutzen, ...
Nachzulesen in Philippe Wampler "Digitales Schreiben. Blogs & Co. im Unterricht".
Wenn nun KI genutzt wird, um Aufsätze anhand einiger Stichworte zu erstellen, dann muss dies im Unterricht thematisiert werden. Der kritische Blick auf diese Tools (zum Beispiel smodin) ist notwendig.
Potenziale (für die Textarbeit) und Herausforderungen (z.B. fehlende Zitate/Quellen, Stilistikfragen) bzw. Gefahren (z.B. Bias, Algorithmus) müssen angesprochen werden.
Schüler:innen dürfen mit der Auseinandersetzung dieser Tools nicht allein gelassen werden. Verwendungsmöglichkeiten reflektieren und Arbeitsweisen erkunden, hinterfragen und für sich selbst entwicklen sind wichtige Bestandteile des Unterrichts - vielleicht sogar die entscheidenden Ziele in Lernprozessen.
Ich würde mich freuen, wenn für andere Fächer auch eine kurze Begründung angegeben wird - als Argumentationshilfe für Kolleg:innen. Mein Vorschlag: Ich sammele das gern in einem Wakelet. Wenn ihr etwas beitragen wollt, dann gern über Mail oder auch über Twitter als DM.